Ich könnte jetzt sicherlich so anfangen:
Am 31. Januar 1961 wurde ich in Neuss am Rhein als 1. Kind.........
Aber ich denke, das schenke ich mir. Es ist für niemanden - ausser für meine Familie und meine Freunde interessant - und die wissen das alles schon.
Ich könnte auch schreiben:
Schon immer befasste ich mich mit der Naturheilkunde...... - aber das wäre gelogen
Im Gegenteil, als im Jahr 1993 mein Kinderarzt mir für meine 6-jährige Tochter, die seit 3 Jahren in jedem Winter von einer Lungenentzündung in die nächste rutschte und wir kein Antibiotikum mehr unter 200,00 DM/Flasche bekamen, weil die billigen nicht mehr anschlugen, plötzlich eine Flasche "Efeuextrakt" in die Hand drückte, dachte ich ernsthaft darüber nach, den Arzt zu wechseln, weil ich glaubte, er würde auf seine alten Tage senil - und die Flasche landete ungeöffnet im Mülleimer.
Aber dann wurde im Jahr 1999 mein Hund, mein wundervoller Collie Chicco krank bzw. er war nicht wirklich krank, er kränkelte nur ständig, nichts wirklich Greifbares, nur ständig irgendwas. Er humpelte plötzlich ohne Grund, mal hatte er Durchfall, mal Blut im Urin oder er frass auf einmal nicht - bei ihm ein untrügliches Zeichen, dass etwas nicht stimmt. Wir gingen ständig zum Tierarzt, da gab es ein paar Pillen und es ging erstmal wieder aufwärts - bis zum nächsten Mal.... Dann irgendwann gingen wir in eine Kleintierklinik, dort wurde dann ein grosses Blutbild gemacht - endlich mal, wie unwissend war ich doch damals......
Dann das Ergebnis, "Naja, er hat halt einige Probleme, aber er ist ja schliesslich schon 8 Jahre alt, ein Collie hat ja eine Lebenserwartung von 8 - 10 Jahren. Machen Sie sie schon mal mit dem Gedanken vertraut....."
Ich dachte, ich höre nicht richtig!
Zeitgleich lahmte unsere Stute Pia, nicht mal eben, sondern 1 1/2 Jahre durchgehend, von Beginn an, seit wir sie hatten. Ich glaube, ganze dreimal konnten meine Kinder sie in den ersten 1 1/2 Jahren reiten. Der "Fachtierarzt für Pferde" - er genoss alleine schon wegen dieses Titels und weil er ja Doktor war, mein uneingeschränktes Vertrauen, zumal ich ja von Tieren nur das wusste, was ein normaler Tierhalter eben so weiss - war über ein Jahr lang Dauergast in unserem Stall.
Nachdem er dann in dieser Zeit - sicherlich u.a.dank meiner finanziellen Hilfe - auch noch eine Kleintierpraxis aufgebaut hatte, erklärte er mir eines Tage (am Ende einer 5-tägigen Spritzenkur), dass ich doch langsam mal eine Kosten-Nutzungsrechnung aufstellen sollte und wenn ich dann zu dem einzig richtigen Ergebnis gekommen sei, solle ich ihn anrufen, er würde dann kommen und es würde auch alles sehr schnell gehen......
Ich habe ihn natürlich nie wieder angerufen und meine Pia ging dann - mit 10 Jahren - "auf die Wiese", um dort noch eine schöne letzte Zeit zu haben.
Da stand ich nun, ein Hund, gerade mal 8 Jahre alt und ein Pferd, gerade 10 geworden, also beide im besten Alter, der Hund wird sich bald verabschieden, und bei dem Pferd sollte ich sogar noch nachhelfen, das konnte doch wohl nicht sein, es muss doch eine Alternative geben.
In meiner Not griff ich nach dem viel zitierten Stohhalm und tat etwas, was ich eigentlich als total abwegig ansah - ich wendete mich an eine Tierheilpraktikerin, und tatsächlich, bei beiden Tieren bewegte sich etwas. Ich projezierte es auch nicht in sie hinein, im Gegenteil, ich glaubte fest, dass es alles nichts nutzen würde, aber ich wollte ja nichts unversucht lassen. Das konnte doch kein Zufall sein, die Naturheilkunde zog mich in ihren Bann.
Ich fing an mir Bücher zu kaufen - ich verschlang sie geradezu. Schwerpunkt war die Homöopathie, aber auch Bücher über andere Naturheilverfahren waren vor mir nicht mehr sicher.
Nun begann ich, die gewonnenen Erkenntnisse anzuwenden - und es wirkte. Chicco ging es immer besser. Nach der Futterumstellung - weg von dem handelsüblichen, chemieverseuchten Futter, hin zu Frischfleisch mit Gemüse/Obst - wurde er auf seine alten Tage noch einmal richtig agil.
Pia musste ihre Rentnerwiese verlassen - vorbei mit der Frührente!
Auch heute - sie ist nun 22 Jahre alt - ist sie von der Rente noch ganz weit entfernt.
Chicco ist leider am 30. November 2004 von uns gegangen, aber er ist immerhin 13 1/2 Jahre alt geworden, und das nach seiner ungesunden Vorgeschichte und der ungünstigen Prognose. Und was das Wichtigste ist, sein Lebensabend war - dank der Naturheilkunde - lebenswert.
Während ich meine Tiere so behandelte und die Erfolge immer offensichtlicher wurden, wollten Bekannte und Verwandte und Stallkollegen immer wieder mal, dass ich doch für ihr Tier auch mal was raussuchen sollte - auch einige, die mich vorher eigentlich eher belächelten. Als sich auch dort immer mehr Erfolge einstellten, wurde der Wunsch in mir immer grösser, eine fundierte Ausbildung zur Tierheilpraktikerin zu machen. Das Wissen um die Naturheilmittel konnte ich mir "anlesen", aber mir fehlte das Hintergrundwissen um die Tiere, deren Organsysteme, deren Bewegungsapparat und der Abläufe im Körper.
So begann ich im Jahr 2003 die Ausbildung zur Tierheilpraktikerin.
Während meiner Ausbildung vertrauten mir immer mehr Menschen ihre Tiere zum "üben" an, so dass ich mit dem Ende der Ausbildung im Juni 2005 schon einen kleinen festen Patientenstamm hatte, der sich stetig erweitert.
Es ist so interessant, immer wieder vor neuen Aufgaben zu stehen, denn jedes Tier ist eine neue Aufgabe. Wenn sich auch die Symptome gleichen, bei der ganzheitlichen Behandlungsweise ist eine Niereninsuffizienz nicht gleich eine Niereninsuffizienz und ein Sommerekzem nicht gleich ein Sommerekzem - es gibt ja immer andere Hintergründe und Vorgeschichten.
Aber auch die Naturheilkunde ist eine unendliche Aufgabe, ein Leben reicht gar nicht, um sie in ihrer ganzen Komplexheit zu erlernen. Es gibt immer wieder neue Fortbildungen, die ich wahrnehme und noch immer ist kein Ende in Sicht, aber jede erlernte Therapieform öffnet neue Wege.
Ich liebe meinen Beruf und freue mich jeden Tag auf neue Herausforderungen.
Es gibt kein schöneres Gefühl, als wieder einem Tier mehr geholfen zu haben - leider musste ich auch manchmal lernen, dass es auch in der Naturheilkunde Grenzen gibt und keine Heilung mehr möglich ist, aber sie ermöglicht zumindest Linderung und einen würdevollen Abschied.
Trotzdem bin ich immer wieder froh und glücklich, diesen Weg eingeschlagen zu haben und hierfür danke ich meinen Tieren, die mich auf diesen Weg gebracht und begleitet haben.
Danke Chicco
16.05.1991 - 30.11.2004
danke Pia
danke Power